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DM-Halbfinale: U17-Löwen brauchen ein Handballwunder

     Männliche B1-Jugend  

Sie kämpften hingebungsvoll, doch sie bissen sich die Zähne aus. Die U17-Löwen verlieren das Halbfinalhinspiel gegen die TSV Burgdorf deutlich mit 28:35 (17:17). Damit haben die Handballtalente der Reckenschmiede die Tür zum Finale weit aufgestoßen – und sind mit eindreiviertel Beinen hindurchmarschiert. Die Junglöwen brauchen somit am kommenden Samstag in Hannover ein Handballwunder, sonst ist der Traum vom DM-Finale ausgeträumt.

Die Partie kann im Nachgang im Re-Live bei Sportdeutschland.TV angeschaut werden. Die komplette Spielstatistik gibt es hier

Die Kulisse war eindrucksvoll und die Stimmung prächtig. 400 Handballenthusiasten, darunter zahlreiche niedersächsische Schlachtenbummler, wollten sich in Kronau „das Löwen-Spiel des Jahres“ nicht entgehen lassen. Doch was so stimmungs- und schwungvoll begann, endete für das gelb-blaue Fanlager in kollektiver Ernüchterung. Die TSV Burgdorf entpuppte sich als der erwartet schwere Brocken. So schwer, dass sich die Junglöwen daran verhoben und mit einer bitteren Sieben-Tore-Hypothek ins Rückspiel gehen müssen.

Ausgeglichener Verlauf in Halbzeit eins 

Dabei sah es in der ersten Hälfte gar nicht schlecht aus für die Scholtes-Sieben. Nachdem die Gäste die Startphase für sich entscheiden konnten und 7:5 in Führung lagen (9.), bissen die Junglöwen postwendend zurück (7:7, 11.) und es entwickelte sich ein enges Ein-Tore-Spiel, bei dem zumeist die Hausherren vorlegten. Es dauerte bis zur 23. Minute, bis die Junglöwen erstmals mit zwei Treffern davonziehen konnten (14:12). Und nach dem 15:13-Siebenmetertreffer (24.) durch den vom Strich fehlerfreien Jan Day, hatte die Junglöwen in der darauffolgenden Angriffssequenz sogar die Chance, auf +3 zu stellen.

Doch die Chance blieb ungenutzt und über 15:15 (27.) und 16:16 (29.) brachen die letzten 60 Sekunden von Durchgang eins mit einer 17:16 Führung für die Junglöwen an. Was in der Schlussminute folgte, war ein Spielbild des fehlenden Matchglücks der Junglöwen und symptomatisch dafür, dass die Zahnräder des Erfolgs – bei denen oft Kleinigkeiten entscheidend sind – an diesem Abend schlichtweg nicht ineinandergreifen wollten.

45 Sekunden vor der Pausensirene nimmt Burgdorf die Auszeit, doch statt gezielt den vermeintlich letzten Angriff herunterzuspielen, verlieren die Gäste den Ball. Der mutige Tempopass in die erste Welle der Löwen kommt jedoch nicht an und abermals darf Burgdorf angreifen. Wieder vertändeln die Gäste den Ball und mit zehn Sekunden auf der Uhr können die Gelbhemden erneut darauf hoffen, mit einer Zwei-Tore-Führung die Seiten wechseln. Doch Burgdorfs Top-Torschütze Julius Pöthke (8 Treffer) ist aufmerksam, klaut den Ball in der Vorwärtsbewegung der Löwen und erzielt in der Schlusssekunde den 17:17-Halbzeitstand. Ein Nackenschlag mit Symbolcharakter und zugleich ein Stimmungskiller mit Lager der treuen, lautstarken Löwenanhänger.

Überhastete Entscheidungen 

Im zweiten Spielabschnitt war früh zu erkennen, dass das Pendel zu den Gästen ausschlug. Die Junglöwen taten sich schwer, Lücken in die kompakte Recken-Abwehr zu reißen, sodass das Trainerteam Scholtes/Berger früh die grüne Karte zog, um die Taktik neu auszurichten (19:21, 38.). In der darauffolgenden Angriffssequenz der Junglöwen wurde das Abwehrverhalten der Recken – das mit „zupackend“ und „kompromisslos“ allzu euphemistisch umschrieben wäre –, konsequent geahndet und es hagelte eine direkte Disqualifikation (die zweite) und kurz darauf eine weitere Zeitstrafe gegen die Gäste. Jan Day verkürzte per Siebenmeter auf 20:21 (39.), doch anstatt das Momentum der doppelten Überzahl weiter zu nutzen, trafen die Junglöwen im Angriff falsche überhastete Entscheidungen und die dezimierten Jungrecken erzielten ihrerseits zwei Treffer (20:23, 41.) und waren spätestens jetzt auch mental gänzlich obenauf.

Die Junglöwen versuchten viel, doch sie rieben sich an der überlegenen Physis der Niedersachsen auf. Und als zu allem Übel Can Akkoc und Julian Steinert verletzt vom Feld musste, gingen dem Löwenspiel ein weiterer wichtiger Mosaikstein und Durchschlagskraft verloren. Burgdorf marschierte, zwang die Löwen zu ihrer dritten Auszeit (23:27, 50.) und baute in der Crunchtime das Torepolster bis zum 28:35-Endstand weiter aus.

Scholtes stolz auf seine Jungs 

Die Recken wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und haben sich für das Rückspiel die perfekte Ausgangslage erspielt. Entsprechend groß war die Ernüchterung bei den Löwen, gepaart mit einem kämpferisch-trotzigen Blick voraus: „Natürlich haben wir uns das anders vorgestellt. Aber ich bin auch richtig, richtig stolz auf meine Jungs“, bilanzierte Scholtes. „Uns war vor dem Spiel klar, dass es ein schweres und körperbetontes Spiel wird. Uns haben heute leider die leichten Tore aus dem Rückraum gefehlt. Da war Burgdorf auf beiden Rückraumpositionen im Vorteil. Aber daran werden wir arbeiten und es gibt ein Rückspiel. Wir haben gegen Budenheim hier zuhause gesehen, was mit leidenschaftlichem Kampf möglich. Wenn im Spiel der Kopf plötzlich beginnt, sich Gedanken zu machen, was passieren kann. Da wollen wir Burgdorf hinbekommen. Und dann schauen wir, was im Rückspiel alles möglich ist“, so Scholtes.

Auf der Platte passieren mitunter Dinge, die für Trainer, Zuschauer und selbst Sportpsychologen völlig unerklärlich sind und Buchmacher zur Verzweiflung treiben. Die Junglöwen können ohne Druck nach Hannover reisen, befreit aufspielen, und wer weiß, welche Verrücktheiten der Handball für sie bereithält. Frei nach dem Motto: „Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie.“ Das Rückspiel wird am Samstag um 15 Uhr in der Sporthalle der Rudolf-Bembenneck-Gesamtschule in Burgdorf angepfiffen und live bei Sportdeutschland.TV übertragen. 

Highlights

Die Highlights der Partie gibt es hier

Trainerstimmen

Die Statements von Tobias Scholtes und Sebastian Stoyke gibt es hier

Rhein-Neckar Löwen - TSV Burgdorf 28:35 (17:17)

RNL: Dario Bennefeld, Constantin Mader, Eric Susemichel - Can Akkoc (2), Jan Day (9/6), Levin Droll (1), Patrick Ehrgott (1), Tarik Cem Graf (3), Lewin Grub (2), Nick Hirning, Lars Knaus, Tim Löhr (4), Phil Magin, Niklas Schneider (4), Emilian Schwalb, Julian Steinert (2). Trainer und Betreuer: Tobias Scholtes, Martin Berger, Alexander Schwarz, Pascal Lindenfelser.

TSV: Thorben Skerhutt, Nikolas Knipping, Tobias Malz - Moritz Perl (1), Moritz Edlich (2), Mika Füllgrabe, Bendix Deitzsch (4/1), Julian Schröder, Julis Nemitz (4), Tjark Unger (2), Julius Pöthke (8), Lukas Erdmann (6), Lasse Hertzberg (2), Simon Marotzke (6/3), Matteo Antonio Priestoph. Trainer und Betreuer: Sebastian Stoyke, Darian Arndt, Tim Buschhorn, Lioba Hertzberg.

Schiedsrichter: Dustin Seidler / Denis Seidler (Solingen)

Zuschauer: 400 (Trainingshalle Kronau)

Siebenmeter: 6/6:4:4

Zeitstrafen: 8:6 Minuten

Disqualifikationen: Dietzsch (38.), Hertzberg (51.)

Spielfilm: 1:0, 3:2, 4:6, 5:7, 7:7, 10:9, 12:12, 14:12, 15:13, 15:15, 17:17 (HZ), 17:18, 18:20, 20:23, 22:23, 23:25, 23:28, 24:28, 24:31, 26:32, 26:34, 28:35.  

Weitere Infos

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