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U17 gewinnt Nervenschlacht in Pforzheim   

     Männliche B1-Jugend  

Was für ein Krimi: in der Meisterschaftsrunde der Oberliga Baden-Württemberg stemmt sich die U17 der Rhein-Neckar Löwen nach einer rabenschwarzen Anfangsviertelstunde und einem Sechs-Tore-Rückstand mit einer enormen Willensleistung gegen die drohende Niederlage und triumphiert am Ende gegen die SG Pforzheim/Eutingen mit 27:24 (12:15). Damit sichert sich das Team des Trainergespanns Tobias Scholtes und Jogi Grupe vorzeitig die Vizemeisterschaft und löst damit das begehrte Ticket für die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. 

Noch vor dem Anpfiff hatte das Derby der badischen Dauerrivalen einen Moment, der unter die Haut ging. Der Hallensprecher verlas einen starken Appell des baden-württembergischen Handballs gegen Krieg und völkerrechtswidrige Aggression und für Frieden in ganz Europa, speziell in der Ukraine. 

Nach dem Anpfiff trauten die zahlreichen mitgereisten Löwen-Fans ihren Augen nicht. Die SG Pforzheim/Eutingen schicke sich an, ihre selbsternannten "Wochen der Löwenbändigung" zu verlängern, die sie nach den Siegen ihrer männlichen C- und vor Wochenfrist ihrer männlichen A-Jugend gegen die Junglöwen mit breiter Brust ausgerufen hatte. Bastian Amberger im Pforzheimer Tor spielte sich in einen Rausch, parierte serienweise die Würfe der Junglöwen, und nach nicht einmal sechs gespielten Minuten sah sich Löwen-Coach Tobias Scholtes gezwungen, eine Auszeit zu nehmen um den Lauf der Hausherren zu durchbrechen. Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 6:2 für die entfesselt aufspielende SG.

Die mahnenden Worte des Trainers verhallten jedoch ungehört, denn der Ball wollte einfach nicht den Weg ins Pforzheimer Tor finden. Und so dauerte es weitere zehn (!) endlos lange Minuten bis zum nächsten Löwen-Treffer, dem 8:3 durch Mungkorn Nauß (16. min). Dieses Erfolgserlebnis bejubelten die lautstarken Löwen-Fans geradezu entfesselt, denn bis dahin litten sie einfach nur mit den glücklosen, vom Wurfpech verfolgten Jungs auf der Platte mit. Das Trainerteam probierte verschiedene Angriffskonstellationen durch, vor allem im Rückraum, bis sie den "Gamechanger" gefunden hatten. Mit der Hereinnahme von Colin Eden entwickelten die Junglöwen eine neue Dynamik und Durchschlagskraft. Eden traf unmittelbar nach seiner Einwechslung dreimal in Folge und gab seinem Team den Glaube an die eigene Stärke zurück.

Bis zum Seitenwechsel bissen sich die Junglöwen zurück ins Spiel, angetrieben vom unermüdlich rackernden Mark Hartmann auf Rückraummitte, der nicht nur als Vollstrecker zu überzeugen wusste, sondern vor allem auch mit selbstbewussten Tempogegenstoßpässen seinem Team einfache Tore in der ersten Welle ermöglichte. Beim Stand von 15:12 für die Gastgeber wurden die Seiten gewechselt und der Anhang der Junglöwen schöpfte Hoffnung. Die Jungs waren zurück im Spiel und hatten sichtbar ihr Selbstvertrauen zurückgewonnen. 

Doch auch die zweite Halbzeit war nichts für schwache Nerven. Die Löwen-Defensive arbeitete nach Kräften und brachte die SG immer wieder ins Zeitspiel. Beim Ausgleich zum 18:18 (33. min) durch Nauß war die Hypothek der ersten 15 Minuten endlich ausgemerzt. Doch das Pendel wollte noch immer nicht zugunsten der Gelbhemden ausschlagen. Abermals setzt sich die SG auf zwei Tore ab (21:19, 37. min) und hatte bei eigenem Ballbesitz die Chance, auf +3 zu stellen. In einem Team-time-out unmittelbar vor der Crunchtime fanden Scholtes/Grupe die richtigen Worte, ließen ihre tapfer kämpfende Formation unverändert, und wurden mit einem 6:1-Lauf zur 25:22-Löwen-Führung (48. min) belohnt. Das Spiel war endgültig gedreht, die Junglöwen behielten in den Schlusssekunden kühlen Kopf und durften nach der Schlusssirene ihren Auswärtssieg bejubeln. Ein hartes Stück Arbeit, das mit dem Ticket für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft süß belohnt wurde.

"Heute haben wir abermals gesehen, wie verrückt der Handball sein kann", resümierte Scholtes nach der emotionsgeladenen Partie. "Nach einer Viertelstunde, in der uns sage und schreibe gerade einmal zwei Tore gelungen sind, hätte wohl kaum jemand noch einen Pfifferling auf uns gesetzt. Doch die Jungs haben nie aufgegeben und hatten, neben dem abschlussstarken Cedric Mayer, mit Colin Eden und Mark Hartmann heute zwei Schlüsselspieler in ihren Reihen, die von der Bank gekommen sind und dem Spiel die entscheidende Wendung gegeben haben", so Scholtes.

Co-Trainer Jogi Grupe musste nach dem gewonnenen Kampfspiel ebenfalls kräftig durchatmen: "In der zweiten Hälfte haben wir nur noch neun Gegentore zugelassen und hatten die SG quasi in jenem Angriff im Zeitspiel, das war eine richtig starke Abwehrleistung. Und nicht nur die Jungs auf der Platte haben gefightet, auch die Unterstützung und Emotionen von den Spielern auf der Bank waren überzeugend. Mit einer solchen Teamleistung haben wir den Sieg verdient." Am Samstag, den 12.03.2022, empfangen die Junglöwen zum Abschluss der Meisterschaftsrunde die SG BBM Bietigheim in der Stadthalle Östringen. Ein Spiel, in dem die Junglöwen abermals die Oberhand behalten wollen, um mit einem Erfolgserlebnis der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft entgegensehen zu können.  

Für die Rhein-Neckar Löwen spielten:

Dave Hörnig, Nils Meiser (alle im Tor), Colin Eden (5), Felix Göttler, Mark Hartmann (6), Laurin Karrenbauer, Lennart Karrenbauer (2/1), Cedric Mayer (7/2), Alexander Momber (1), Mungkorn Nauß (3), Marc Riffelmacher, Stephan Rypinski (1), Theo Sommer (2), Artur Usatiuc.

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Mark Hartmann war sechs Mal erfolgreich - Fotos: RNL/Tanja Sommer
Colin Eden wirft fünf Treffer
Alexander Momber holt aus zum Wurf
Mark Hartmann und Cedric Mayer freuen sich über den Erfolg
Jubel der U17 nach dem Sieg in Pforzheim