Haase hatte vor der Partie gewarnt, sich vom überdeutlichen Hinspielergebnis – die Junglöwen gewannen in Solingen mit 35:18 – nicht blenden zu lassen. Doch die mahnenden Worte schienen sein Team nicht erreicht zu haben. Den Junglöwen fehlte es an der Dominanz, die sie zuletzt vor allem in den Heimspielen stets ausgezeichnet hatte, sodass sich mit zunehmender Spieldauer der Eindruck verfestigte, dass den Gelbhemden die letzte Konzentration und die entscheidenden Prozentpünktchen Einsatzbereitschaft fehlten.
Kritik von Trainer Haase
"Wir haben heute wieder einmal gesehen, dass es in der Bundesliga schwer wird, wenn man nicht 'all-in' geht und den Gegner auf die leichte Schulter nimmt," kritisierte ein unzufriedener Haase den Auftritt seiner Mannschaft. "Und mit 20 verworfenen Bällen machen wir uns das Leben selbst immer wieder schwer und versäumen es, uns abzusetzen", bilanzierte der Chefcoach.
"Wir werden das Spiel nochmal genau analysieren, um aus unseren Fehlern zu lernen. Zufrieden bin ich heute allein mit den zwei Punkten, die wir hierbehalten haben. Hoffentlich war das ein Weckruf zur richtigen Zeit", zog Haase einen Schlussstrich unter die Partie, die ihn und die Löwenfans unnötig viele Nerven gekostet hatte.
Nach holprigem Beginn nahm Haase früh die erste Auszeit (5:6, 11.) und mit der darauffolgenden Viererserie schienen sich die Junglöwen gefangen zu haben (9:6, 16.). Der BHC ließ sich jedoch nicht abschütteln, verkürzte auf 10:9 (20.), und nervte die Löwenabwehr mit teils endlos langen Angriffen, die aus dem Zeitspiel heraus mit der letzten Aktion noch in ein Gegentor umgemünzt wurden.
Umkämpftes Spiel mit wechselnden Führungen
Symptomatisch für das verfahrene Spiel der Löwen an diesem Sonntagabend war die letzte Spielminute der ersten Halbzeit: Kapitän Lennart Karrenbauer erzielt die erste Vier-Tore-Führung für die Löwen (17:13, 30.), doch anstatt den Vorsprung zu verteidigen und die Gäste nachdenklich in die Kabine zu schicken, kassierten die Gelbhemden binnen weniger Sekunden noch zwei schnelle Gegentore zum 17:15-Halbzeitstand.
Zu allem Überfluss blieb der BHC auch nach Wiederanpfiff im Flow und zeigte, warum er in der Vorrunde in der Weststaffel als Tabellenerster durchs Ziel gegangen war. Mit einem 4:1-Lauf übernahmen die Gäste die Führung (18:19, 37.) und spätestens jetzt war auch dem letzten Löwenanhänger in der Kronauer Trainingshalle klar, dass der weitere Abend kompliziert werden würde.
In den darauffolgenden Minuten blieb es ein umkämpftes Ein-Tore-Spiel mit wechselnden Führungen und erst beim 24:22 (46.) durch Jakob Baumgärtner konnten sich die Junglöwen wieder auf zwei Tore absetzen. Cedric Mayer ließ das 25:22 (47.) folgen, doch die Vorentscheidung wollte nicht fallen. Es folgte der nächste 4:1-Lauf der Nordrhein-Westfalen, bei dem sich der entfesselt aufspielende Gästeangreifer Soeren Servos für alle vier BHC-Treffer verantwortlich zeichnete (26:26, 54.).
Am Ende kollektiver gelb-blauer Jubel
In der nervenaufreibenden Schlussphase hielt die Flügelzange der Hausherren dagegen: "Mister 100%" Lucas Pabst traf nach einer fast sechsminütigen Torflaute der Junglöwen zum 27:26 (55.) und Cedric Mayer stellte mit einem Doppelschlag auf 29:27 (59.). 90 Sekunden vor dem Ende nahm der BHC nochmals eine Auszeit, verkürzte auf 29:28 (59.), spielte Manndeckung gegen den Rückraum der Junglöwen, diese vergaben die nächste Großchance, sodass den Gästen noch lange 30 Sekunden blieben, um einen Punkt mit nach Hause zu nehmen. Die Löwenfans hielten den Atem an und wurden fünf Sekunden vor dem Ende durch Lucas Pabst erlöst, der einen langen Diagonalpass des BHC abfing. Der Rest war kollektiver gelber-blauer Jubel, gepaart mit ganz viel Erleichterung.
Am kommenden Wochenende beim Gastspiel beim Tabellendritten TSV Hannover-Burgdorf werden die Junglöwen wieder mit vollen Einsatz zu Werke gehen müssen, wenn sie siegreich sein wollen. Das weiß auch Daniel Haase, der seiner Mannschaft die richtigen Impulse mitgeben wird.
RNL: Dave Hörnig, Jonas Pleimes - Jakob Baumgärtner (1), Frederik Breithaupt, Elias Ciudad-Benitez, Felix Göttler (8/2), Adam Jozsa, Laurin Karrenbauer (3), Lennart Karrenbauer (3), Jan Knaus, Cedric Mayer (6), Alexander Momber, Lucas Pabst (5), Valentin Willner (3). Trainer: Daniel Haase. Co-Trainer: Tobias Knaus
Trainerstimmen
Die Statements der beiden Trainer gibt es hier.
